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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 47.1936

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Michel, Wilhelm: Führung und Spielraum
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https://doi.org/10.11588/diglit.10943#0205

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INNEN-DEKO RATION

193

wird dieser Krieg in bester Meinung, mit dem besten
Gewissen und aus vollem Verantwortungsgefühl geführt.
Und es wäre sehr töricht, etwa aus der anfänglichen Be-
kämpfung Richard Wagners oder Beethovens oder Hans
von Marees' die Folgerung zu ziehen, daß man wahllos
alles »Neue« gutzuheißen habe. Wohl aber müssen uns
diese und ähnliche Erfahrungen zu der Frage führen:
Wo liegt die Gewähr dafür, daß ein zeitgenössischer
Widerstand gegen das Neue nicht zur Abwürgung
fruchtbarer Zukunft wird ? - Sie liegt in einer lebens-
richtigen Verbindung von Führung und Gewährenlassen.
Kein Verzicht auf Führung! Aber Beschränkung der
Führung auf das Festlegen gewisser Grundlinien und im
übrigen Spielraum für die freien Gestaltungskräfte!
Nicht fessellose Willkür des vielversuchenden Neuerungs-
strebens, sondern eine Maß-Setzung, innerhalb deren die
Freiheit sich entfalten kann. Nur so arbeitet sich frisches
Leben immerfort in die jeweilige Gegenwart ein. w.M



Aufnahmen zuden Abb. S. 179-195: Hedda Reidt-Stutt-
1, gart, Franz Fiedler-Dresden, E. Wasow-München.

jos. hillerbrand-münchen »dielentisch und spiegel«

Ergebnisse. Unser Verstand glaubt manchmal eine Ten-
denz, die im geschichtlichen Felde auftritt, genau nach
ihrem Wesen bestimmen zu können; aber hintennach
zeigt sich oft, daß etwas, das vertrauenswürdig aussah,
nichts als Schaden bringt, und umgekehrt.

Das mag den Blick auf eine allgemeine Tatsache der
Kunstgeschichte, der Geistesgeschichte überhaupt, len-
ken, die manchmal nicht genügend gewürdigt wird. Das
ist die Tatsache, daß das kommende Neue sich oft in
einer Anfangsgestalt ankündigt, die dem gerade leben-
den Geschlecht, sei dieses auch vom besten Willen zur
Anerkennung alles Guten beseelt, durchaus nicht ein-
leuchtet. Neue Formen, neue Töne, neue Lebenshaltun-
gen pflegen bei ihrem Auftreten das ästhetische Gefühl
fast naturnotwendig zu beleidigen. Denn dieses ist ja
immer am Vorhandenen geschult. Wie sollte es sofort
den Weg finden zu einer neuen Formenwelt, die die bis-
herigen Maßstäbe umstößt? Es ist keineswegs immer
engstirnige Befangenheit oder klägliche Beckmesserei,

die an Wendepunkten dem Neuen den Krieg macht. Oft arch. hans hartl »vorzimmer-u. frisierschrankchen«
 
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